"Unternehmen müssen klimaneutral werden"

Lara Jagow, 18 Jahre, duale Studentin bei der GASAG

Interview

Frau Jagow, Sie sind duale Studentin BWL-Industrie im 1. Lehrjahr bei der GASAG. Womit kann ein Unternehmen bei Ihnen punkten?

Bei mir punktet ein Unternehmen, wenn es mich als Mensch wertschätzt. Und wenn es daran interessiert ist, was die Auszubildenden machen wollen, und ihnen etwas bietet. Die GASAG hat eine Du-Kultur und arbeitet hierarchieübergreifend in Open-Office-Räumen – das gesamte Team sitzt in einem Raum, und die Schreibtische der Chefs sehen nicht anders aus als die der Auszubildenden. Wenn ich mal eine Frage habe, dann ist er oder sie schnell für mich erreichbar. Rückzugsräume gibt es auch, wenn jemand ungestört telefonieren oder etwas besprechen möchte.

Die Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit, sportliche Aktivitäten und Teambuilding finde ich wichtig. Und Eltern-Kind-Büros, die gibt es hier auch. Und natürlich ist für mich wichtig, was ein Unternehmen tut – in einer Firma, die Waffen oder Zigaretten produziert, würde ich mich nicht wohlfühlen.

Warum haben Sie sich bei der Berliner GASAG, einem der größten regionalen Energieversorger, für einen Ausbildungsplatz beworben?

Ich habe mich bei verschiedenen Berliner Unternehmen beworben, die den Studiengang BWL-Industrie anbieten und hatte auch mehrere Vorstellungsgespräche. Die GASAG hatte die besten Konditionen, und hier habe ich mich auch in den Gesprächen am wohlsten gefühlt.

Ihr Unternehmen beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit – war das auch ein Grund für Sie, sich dort zu bewerben?

Ich finde es selbstverständlich, dass ein Unternehmen sich um Nachhaltigkeit bemüht – dafür vergebe ich keine Extrapunkte. Umgekehrt denke ich über ein Unternehmen, das sich heutzutage nicht um Nachhaltigkeit kümmert: das kann doch gar nicht sein!

 

„Egal, was ein Unternehmen verkauft oder produziert, es muss zumindest daran arbeiten, klimaneutral zu werden.“

 

Warum ist Ihnen persönlich Nachhaltigkeit wichtig?

Der Gedanke, dass mein Handeln gar nichts verändert, ist für mich der falscheste Ansatz, den es gibt. Ich glaube, dass es die kleinen Dinge sind, die jede und jeder leicht umsetzen kann und die am Ende eine große Wirkung haben – den Müll trennen, mit Einkaufsbeutel in den Supermarkt gehen, Licht auch wieder ausmachen, das Wasser nicht laufen lassen, während man sich die Zähne putzt. Es geht einfach um bewussten Konsum. Ich mag Second-Hand-Shopping, nehme für kurze Wege gerne das Fahrrad und kaufe nur Eier und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.

Wo taucht Nachhaltigkeit bereits in der Ausbildung auf?

Ich war gerade für einige Wochen im Event-Team unseres Unternehmens – etwas zu organisieren, koordinieren, das hat mir viel Spaß gemacht. Ich glaube, mir ist bei der Veranstaltungsplanung kein einziges Mal ein echtes Blatt Papier begegnet – das Büro ist weitestgehend papierlos, Aufsteller und Schilder werden so bedruckt, dass man sie für mehrere Veranstaltungen nutzen kann. Das Buffet ist von den Mengen her sehr realistisch kalkuliert, und Reste werden ans Empfangsteam verschenkt.

Im Unternehmen gibt es eine große Offenheit auszuprobieren, ob etwas für die Zukunft gut sein kann. Wenn ich jetzt eine Idee hätte, wie man Nachhaltigkeit im Unternehmen noch besser machen kann, dann könnte ich damit zu unserer Ausbildungsleiterin gehen. Sie würde prüfen, inwieweit man das umsetzen kann.

Wo fehlt das Thema noch in der Ausbildung?

Ich hatte zwar erst ein Semester, aber an der Uni ist mir Nachhaltigkeit als Thema bislang so gar nicht begegnet.

Was braucht heute eine gute Ausbildung, damit man seinen Beruf auch in den nächsten Jahrzehnten gut ausüben kann?

Abgesehen von inhaltlichen Kenntnissen möchte ich Unternehmenskultur lernen – etwa, dass man sich morgens auf dem Gang grüßt, das gefällt mir gut. Die Zusammenarbeit im Team, die Anwendung firmeninterner Software, Abläufe, Organisationsansätze – ich möchte alles lernen, was man später brauchen kann, um Aufgaben gut lösen zu können.

Letzte Frage: Was ist in dem Unternehmen, in dem Sie 2030 arbeiten, ganz selbstverständlich?

Es ist selbstverständlich, dass das Büro so weit wie möglich papierlos ist. Dass, egal, was das Unternehmen verkauft oder produziert, es zumindest daran arbeitet, klimaneutral zu werden. Dass die Geschäftsführung ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat und sich dafür verantwortlich fühlt, alles was in ihrer Macht steht dafür zu tun.

Interview: Katja Tamchina

Foto: Ulrich Wessollek

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